Best of #12 "Aushalten!"

Zugänge eröffnen statt Zutritt gewähren

„Konzert in Bewegung“ denkt Inklusion im Konzertsaal neu

Inklusive Musikerlebnisse mit dem Kammerensemble Konsonanz © W. Hielscher

Kunst und Kultur für alle – so selbstverständlich dieser Anspruch klingen mag, so häufig scheitert er noch immer an der Realität. Menschen mit kognitiven oder körperlichen Beeinträchtigungen, mit chronischen Erkrankungen, Demenz oder unterschiedlicher Sprachkompetenz stoßen in der klassischen Kulturlandschaft noch immer auf zahlreiche Hürden. In der NJO-Community engagieren sich zahlreiche Akteur:innen mit Projekten und Perspektiven für ein inklusives Musikerlebnis. Sie machen deutlich, wie musikalische Angebote anders gedacht, Zugangsbarrieren abgebaut und neue Formen der Teilhabe gestaltet werden können. Dabei stellen sie aber auch fest, dass dieser Bereich ein riesiges Lernfeld für den professionellen Musikbetrieb ist, der viele Selbstverständlichkeiten grundlegend infrage stellt.

Katrin Anders © W. Hielscher

Hier setzt das Kooperationsprojekt „Konzert in Bewegung“, von Katrin Anders und dem Kammerensemble Konsonanz an. Das Format orientiert sich an den Ideen der relaxed performance und schafft einen Konzertrahmen, in dem Unterschiedlichkeit nicht stört, sondern bereichert. Das traditionelle Setting mit Bühne und stillem Publikum wird aufgelöst, denn Zwischenrufe, Bewegung oder Stille gehören zur situativ entstehenden Konzertgedestaltung. Musiker:innen und Zuhörende begegnen sich auf Augenhöhe, teilen sich den Raum. Ablauf und Werkfolge bleiben flexibel und entstehen spontan, abhängig von der Atmosphäre im Saal. Die Moderation in Einfacher Sprache schafft Orientierung und nimmt alle mit, unabhängig von sprachlichen oder kognitiven Voraussetzungen. So entsteht ein Konzert, das nicht trotz, sondern gerade durch Unterschiede lebendig wird.

Inklusive Musikerlebnisse mit dem Kammerensemble Konsonanz © W. Hielscher

„Es geht darum, Teilhabe nicht nur punktuell zu ermöglichen, sondern als Haltung zu verankern – in Teams, Strukturen, im Miteinander, in der Kunst“, betont Katrin Anders von „Miteinanders | Kultur • Barrierefrei • Inklusiv“. Nach langjähriger Praxis als Musikvermittlerin im Konzerthaus Die Glocke in Bremen hat sie den Anspruch, barrierefreie Zugänge zu Kultur zu ermöglichen, zu ihrem Beruf gemacht. Mit ihrem Portfolio unterstützt sie verschiedenste Institutionen dabei, Inklusion nicht als Zusatz zu verstehen, sondern als integralen Bestandteil von Konzeption, Kommunikation und künstlerischer Praxis zu leben.

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